Eintrag vom 21.04.2015
Die amerikanische Künstlerin Esther Honig führte ein Experiment durch, in das sie Photoshop-Künstler aus 25 Ländern einband. Sie schickte ihr Portrait an diese Photoshop-Künstler und bat sie jeweils: „Mach mich
schön!“
Und sie machten. Zumindest machten sie irgendwas, denn was wir schön finden liegt, wie das Ergebnis zeigt, zumindest teilweise in der kulturellen Prägung des Landes und somit auch im Auge der Betrachter – in diesem Fall eben der Photoshopper.
Esther Honig wollte eben dies zeigen: wie sehr sich Schönheitsideale von Kultur zu Kultur unterscheiden, wie sehr trotz der Anpassung von Standards im Zeitalter der Globalisierung und der weltweiten Einflussnahme von Konzernen und Medien die Vorstellungen von dem, was als schön gilt, dennoch auseinanderdriften.
Das Ausgangsbild zeigte Esther Honig ungeschminkt, mit neutralem Gesichtsausdruck, die Schultern unbekleidet, ohne Schmuck, das Haar zurückgenommen und hinterm Kopf zusammengebunden. Eine hübsche junge Frau mit
offenem Blick,
vollen Lippen und leichten Augenringen. Zurück kamen verschiedene Bearbeitungen dieser Bilder, in die die Künstler ihre Vorstellung von Schönheit hatten einfließen lassen.
Teilweise betrafen die Manipulationen Kleidung,
Haare und Schmuck, so wurde sie in Marokko erst einmal züchtig bekleidet und mit einem Kopftuch versehen, andernorts mit einer beeindruckenden schwarzen Mähne verziert. Deutschland ist derzeit versessen auf blasse Rothaarige; dieser Trend fand ebenfalls einen Ausdruck. Teilweise wurden die Gesichtszüge maskenhaft eingeebnet, in anderen Fällen nur leicht manipuliert und weitgehend natürlich belassen, in wieder anderen mit bunten Farben bemalt – besonders hübsch: pinkfarbener Lidschatten.
Ob die Bilder immer repräsentativ sind für die Schönheitsideale, die in der jeweiligen Kultur der Künstler gerade herrschen oder vielleicht eher Ausdruck eines eher individuellen Geschmacks, sei dahingestellt – es sieht so aus, dass es kein allgemeingültiges Ideal von
Schönheit gibt.
Quelle:
rp-online.de